Die Frage, wie die Zusammenarbeit zwischen Rechtsanwälten und Steuerberatern beziehungsweise Wirtschaftsprüfern funktioniert, wird uns immer wieder gestellt. Insbesondere wird oft hinterfragt, warum sich Rechtsanwälte in diesen Gesellschaften tendenziell schwerer tun, als wenn sie eigenständig am Markt agieren. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die Gründe dafür und zeigen, welche Herausforderungen und Chancen diese interdisziplinäre Zusammenarbeit mit sich bringt.
Unterschiedliche Geschäftsmodelle und Umsatzstrukturen
Ein zentraler Aspekt der Zusammenarbeit zwischen Rechtsanwälten und anderen Wirtschaftsberatern ist die unterschiedliche Art und Weise, wie ihre Dienstleistungen vermarktet und abgerechnet werden.
- Umsatzstruktur: Steuerberater und Wirtschaftsprüfer arbeiten meist mit langfristigen Mandatsverhältnissen, die stabile, vorhersehbare Umsätze bringen. Rechtsanwälte hingegen sind häufig in projektbezogenen Mandaten tätig, bei denen der Umsatz von Fall zu Fall schwanken kann. Das bedeutet, dass Rechtsanwälte in Wirtschaftsprüfer- und Steuerberatungskanzleien tendenziell weniger Umsatz generieren, da ihre Dienstleistungen nicht im gleichen stabilen Preisgefüge angeboten werden.
- Abrechnungsmodelle: Während Steuerberater und Wirtschaftsprüfer oft auf Pauschal- oder Stundenbasis mit niedrigeren Sätzen arbeiten, kalkulieren Rechtsanwälte ihre Stundensätze höher. Dies liegt daran, dass der Anwalt ein höheres Risiko der „Nicht-Auslastung“ trägt und dieses Risiko in den Preis einfließt. Zudem sind Anwälte in der Regel in Fällen tätig, deren Ausgang und Aufwand zu Beginn oft schwer abzuschätzen sind – was das Risiko weiter erhöht.
Der Unterschied in den Mandatsbeziehungen
Ein weiterer Unterschied zwischen den Berufsgruppen liegt in der Art der Mandatsbeziehung. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer pflegen oft langjährige, kontinuierliche Beziehungen zu ihren Mandanten. Diese „Dauermandate“ sorgen für eine gewisse Stabilität und berechenbare Einnahmen.
Rechtsanwälte hingegen arbeiten projektbezogen und sind somit in der Regel nicht in einer so kontinuierlichen Beziehung zu ihren Mandanten wie Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer. Sie bearbeiten individuelle Fälle, bei denen der Aufwand und das Ergebnis häufig unklar sind.
Die Herausforderung der Budgetierung
Ein typisches Problem, das bei der Zusammenarbeit zwischen Rechtsanwälten und Steuerberatern/Wirtschaftsprüfern auftaucht, ist die Budgetierung der anwaltlichen Dienstleistungen. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer kalkulieren oft mit festen Budgets, ohne die Besonderheiten eines Rechtsfalls genau einschätzen zu können. Das führt dazu, dass die Budgetierung häufig zu niedrig angesetzt wird – insbesondere dann, wenn ein Fall komplexer als erwartet wird.
Rechtsanwälte müssen hingegen flexibel auf die Entwicklung eines Falles reagieren, was es schwierig macht, im Voraus einen festen Preis zu bestimmen. Hinzu kommt, dass Anwälte nicht nur auf den finanziellen Wert eines Falles schauen, sondern auch das Risiko und die Unvorhersehbarkeit im Blick haben müssen.
Warum die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos läuft
Ein Grund für die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen Rechtsanwälten und Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern liegt in den unterschiedlichen Denkweisen und Arbeitsweisen der beiden Berufsgruppen. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind es gewohnt, mit standardisierten und langfristig orientierten Dienstleistungen zu arbeiten. Rechtsanwälte hingegen bearbeiten oft komplexe, projektbezogene Fälle, die maßgeschneiderte Lösungen erfordern.
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind häufig nicht mit großen Beratungsbudgets vertraut, was es schwierig macht, die entsprechenden Ressourcen für anwaltliche Dienstleistungen bereitzustellen. Auch die transparente Abrechnung von Rechtsdienstleistungen, die für Anwälte von zentraler Bedeutung ist, wird in diesen Kanzleien nicht immer vollständig berücksichtigt.
Lösungsansätze für eine erfolgreiche Zusammenarbeit
Trotz der bestehenden Herausforderungen gibt es Wege, wie Rechtsanwälte und Steuerberater/Wirtschaftsprüfer effizient zusammenarbeiten können:
- Flexibilität bei der Umsatz- und Stundenplanung: Rechtsanwälte sollten in der Lage sein, ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen stärker zu vertreten und ihre eigenen Budgetziele zu verfolgen. Die Umsatzvorgaben und Stundenbudgets sollten den Besonderheiten der anwaltlichen Tätigkeit angepasst werden.
- Verständnis für das Geschäftsmodell des anderen: Steuerberater und Wirtschaftsprüfer müssen ein besseres Verständnis für die projektbezogene Arbeitsweise der Anwälte entwickeln und berücksichtigen, dass anwaltliche Dienstleistungen nicht nur nach Stunden, sondern auch nach der Komplexität und dem Risiko eines Falles bewertet werden müssen.
- Beratung nach Maß: Anwaltskanzleien sollten ihre Leistungen in der Zusammenarbeit mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern als maßgeschneiderte, projektbezogene Lösungen anbieten, anstatt eine standardisierte Herangehensweise zu wählen. So können beide Seiten von der Partnerschaft profitieren.
Fazit: Gemeinsam zu mehr Erfolg
Die Zusammenarbeit zwischen Rechtsanwälten und Steuerberatern/Wirtschaftsprüfern kann eine starke und gewinnbringende Partnerschaft sein, wenn beide Seiten die Besonderheiten des jeweils anderen Berufsmodells verstehen und die Zusammenarbeit entsprechend gestalten. Mit Flexibilität, einem besseren Verständnis der unterschiedlichen Arbeitsweisen und einer transparenten Preisgestaltung können beide Parteien von den jeweiligen Stärken profitieren und gemeinsam erfolgreich arbeiten.